Januar 22

Ich bin nicht diszipliniert genug

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… um regelmäßig Tagebuch zu schreiben.

In den letzten Tagen hatte ich mehrere sehr spannende Gespräche, die sich alle irgendwie um das Thema Selbstdisziplin drehten. Gut, das ist für Januar kein wirklich ungewöhnliches Thema, aber es hat mich selbst zum Nachdenken gebracht.

Gefühlt treffen hier zwei Fronten aufeinander. Da ist die “Du brauchst einfach nur ein bisschen Selbstdisziplin, dann würdest du auch regelmäßig …”-Gruppe. Von der hört man gern in Zusammenhang mit sportlichen Aktivitäten wie Joggen. Die Gruppe schaue ich dann nur mit großen Augen an. So viel Selbstdisziplin gibt es überhaupt nicht, dass ich regelmäßig joggen gehen möchte. Es gibt wenig, was mich noch weniger in Begeisterung versetzen würde.

Auf der anderen Seite gibt es die “Ich bin einfach nicht diszipliniert genug für …”-Fraktion, die das mal mit müder Resignation und auch mal aus einer Abwehrhaltung heraus sagt. “Ich bin nicht diszipliniert genug, um regelmäßig Tagebuch zu schreiben”, höre oder lese ich immer mal wieder. Das ist übrigens eine völlig legitime Haltung.

Die Sache mit der Selbstdisziplin

Aber wo stehe ich? Mittendrin, würde ich sagen.

Ich habe sehr viele Interessen, ständig Ideen und einen sprunghaften Geist. Von Natur aus bin ich überhaupt nicht diszipliniert, dafür kreativ und ideenreich. Ich kann aber durchaus diszipliniert sein, wenn ich muss. Und wenn ich es nicht muss, lasse ich es oft.

Aber genau der Platz zwischen den Stühlen macht das Thema für mich so interessant. Denn manchmal ist es mir den Aufwand wert, mich in Selbstdisziplin zu üben (und es ist dann ein Üben) und manchmal eben nicht.

Wie also bekomme ich die nötige Selbstdisziplin für etwas? Hier sind meine Gedanken dazu.

Dein Ziel muss überzeugend sein. Und zwar für dich.

Selbstdisziplin ist anstrengend und sie kostet eine Menge Energie. Das wissen wir alle aus Erfahrung. Es muss sich also lohnen, diese Energie aufzubringen. Und genau hier liegt der Hase im Pfeffer. Warum willst du das tun? Was ist dein Ziel?

Dein Ziel muss so gut sein und überzeugend, dass es sich für dich wirklich lohnt, diese Hürde zu nehmen. Und es muss wirklich DEIN Ziel sein – nicht das, was du von irgendwem übernimmst.

Kleines Beispiel: Ich kenne jemanden, der von heute auf morgen mit dem Rauchen aufgehört hat, weil eine Krankheit diagnostiziert wurde, bei der weiteres Rauchen dazu geführt hätte, dass man sich in 4-6 Monaten einen Grabstein hätte aussuchen können. Das war ein sehr überzeugender Anreiz.

So drastisch ist es allerdings selten.

Wenn ich regelmäßig joggen gehen will, weil man das halt so macht, oder weil mir jemand erzählt, ich sollte doch besser … ist das weder ein gutes Ziel noch ist es meins.

Und auch wenn ich regelmäßig Tagebuch schreiben will, brauche ich dafür ein überzeugendes Ziel. Ich muss überzeugt sein, dass es mir wirklich guttut oder ich die Erinnerungen bewahren will oder möchte, dass meine Tage anders beginnen oder enden oder …

Dein Ziel muss etwas sein, das du wirklich willst. Horch mal in dich hinein: Findest du dein Ziel wirklich toll und überzeugt es dich?

Finde den Widerstand

Es kommt vor, dass man etwas wirklich will und aus Erfahrung weiß, dass es einem guttut. Die Ampeln stehen eigentlich alle auf Grün. Aber trotzdem hält einen immer etwas zurück, wenn man es anpacken will.

Kleines Beispiel: Ich weiß genau, dass es mir in vielerlei Hinsicht guttut, wenn ich mir am Wochenende länger Zeit fürs “absichtslose” Schreiben nehme. Wenn ich mich hinsetze, Raum im Kopf schaffe, nachdenke und schreibe. Ich mache das sogar gern! Und trotzdem regt sich ganz oft Widerstand.

Es lohnt sich, diesem Widerstand mal auf den Grund zu gehen und zu schauen, welche Gedanken sich dahinter verstecken. Bei mir sind es oft diese Gedanken:

“Das dauert viel zu lange. Ich könnte die Zeit anders viel besser nutzen.”

Wenn du weißt, woher der Widerstand kommt, kannst du ihn mit Fakten entkräften oder neue Gedanken einüben. Ich weiß, dass ich 20-30 Minuten für meine Journaling-Session brauche. Das ist gar nicht so lange (für mich). Und wenn ich ehrlich bin, nutze ich dieses Zeitfenster nicht wirklich für sinnvollere Dinge.

Ein anderer Weg, um den Widerstand zu überlisten, ist der nächste Tipp.

Mach die Schritte klein. Nein, noch kleiner.

Du hörst mich das regelmäßig sagen, aber kleine Schritte sind so wichtig! Wenn du dir zu viel vornimmst, ist Scheitern quasi vorprogrammiert. Portioniere deine Schritte so, dass sie harmlos und machbar aussehen. Die Portionsgröße sieht bei jedem anders aus und hängt immer davon ab, wo du gerade stehst.

Wenn ich mit dem Joggen bei Null starten würde, dann gehe ich erst mal 10 Minuten zügig und nehme mir nicht gleich vor, dreimal die Woche 5 km zu laufen.

Und wenn du frisch mit dem Tagebuchschreiben anfängst, dann kann deine Portion so aussehen, dass du einen oder zwei Sätze notierst. Oder 5 Minuten lang über eine Frage schreibst.

Die kleinen Schritte helfen mir auch, wenn ich meinen Schreibwiderstand überwinden will. Wenn mir 20 Minuten zu lange vorkommen, dann nehme ich mir nur 10 Minuten vor. Ich kann nach 10 Minuten aufhören – meistens will ich aber weiterschreiben …

Schaffe dir einen klar umrissenen Zeitrahmen

Mir hilft es ungemein, wenn ich in Projekten denken kann. Es wirkt sehr viel machbarer auf mich, wenn ich weiß, dass ich xyz jetzt einfach 30 Tage lange mache. Oder beispielsweise in der Fastenzeit vor Ostern auf etwas verzichte. Das ist deutlich leichter, als wenn ich drohend vor mir sehe, dass ich “das jetzt für immer machen muss”.

Nach 30 Tagen ist man übrigens schon auf dem besten Weg, etwas zu einer Gewohnheit gemacht zu haben. Und wenn es eine Gewohnheit ist, brauchst du keine Selbstdisziplin mehr dafür …

Wie lange willst du an deiner Sache dranbleiben?

Mach es konkret

Mach einen Termin draus. Blocke dir beispielsweise jeden Wochentag 5 Minuten für die 2 Sätze, die du ins Journal schreiben willst und überlege dir schon im Vorfeld, wann genau das stattfinden soll. Nach dem Aufstehen? In der Mittagspause? Vor dem Einschlafen?

Lege alles zurecht, was du fürs Schreiben brauchst und lege auch schon fest, worüber du schreiben willst. Dann sparst du dir den panischen Blick aufs weiße Blatt.

Anregungen findest du in den Blogbeiträgen, in meinen Themensammlungen “Hoffnung wachsen lassen“, “Count your Blessings” und natürlich im Tagebuchprojekt.

Übrigens ist es sinnvoll, seinen eigenen Biorhythmus einzubeziehen. Wenn du kein Morgenmensch bist, solltest du dir den Wecker nicht unbedingt eine halbe Stunde früher stellen, um in dieser Zeit lange zu schreiben …

Im Kurs “Das Tagebuchprojekt” widmen wir uns in der ersten Woche sehr ausführlich der Frage, wie du am besten deine Schreibzeiten findest und was dich überhaupt zum Schreiben motiviert.

Der Moment der Entscheidung

Dein Ziel klingt überzeugend für dich und du weißt, dass DU das willst? Dann triff eine Entscheidung und triff sie möglichst konkret. Schließe einen Deal mit dir ab, bei dem du festlegst, dass du z.B. in den nächsten 30 Tagen Montag bis Freitag täglich mindestens 5 Minuten in dein Tagebuch schreibst.

Du erhöhst übrigens die Wahrscheinlichkeit, dass du sie umsetzt, wenn du diese Entscheidung schriftlich festhältst.

Pro-Tipp: Der Rechenschaftstrick

Erzähle jemandem aus deiner Familie oder aus dem Freundeskreis von deinem Vorhaben. Du kannst sogar darum bitten, dass sie dich darauf ansprechen und fragen, wie es läuft. Keiner verliert gern sein Gesicht oder scheitert bei einem Vorhaben, deshalb ist es auch so wirkungsvoll, solche Ziele öffentlich zu machen.

Die alles entscheidende Frage ist für mich tatsächlich die nach meinem Warum. Wenn ich etwas wirklich will, fällt mir das mit der Selbstdisziplin leichter. Und wenn ich feststelle, dass ich etwas zwar irgendwie grundsätzlich will, aber nicht so sehr, dass ich viel Energie dafür aufbringen möchte, dann gebe ich mir durchaus auch mal die Erlaubnis, das nur sporadisch zu machen oder nach Lust und Laune.

Am einfachsten ist es übrigens, wenn einem Dinge zur guten Gewohnheit geworden sind. Dann laufen sie einfach mit, ohne dass man viel Entscheidungsenergie dafür bräuchte.

Wie siehst du das? Gehörst du zu denen, die von Natur aus sehr diszipliniert sind oder hast du damit auch zu kämpfen? Was hilft dir?


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