Wie nennst du dein Tagebuch? Komische Frage? Nun, spätestens seit der Verbreitung der Bullet Journals ist der Begriff „Journal“ auch in unserem Sprachgebrauch angekommen. Auch bei mir auf dem Blog wirst du gelegentlich darüber stolpern. Vielleicht fragst du dich schon seit längerer Zeit, was das sein soll und was eigentlich der Unterschied zwischen einem Journal und einem Tagebuch ist. Das klären wir hier.
Im Englischen gibt es zwei Wörter für Tagebuch: diary und journal. Beides kann man korrekt mit Tagebuch übersetzen. Diese beiden Begriffe stehen jedoch für unterschiedliche Herangehensweisen und Ziele beim Schreiben.
Was ist der Unterschied zwischen Tagebuch und Journal?
Ein Tagebuch zeichnet Erlebnisse nach, dort hältst du Erinnerungen fest und fängst Momente ein. Du bildest ab, was passiert ist und erzählst deine Geschichte.
Das Journal beschäftigt sich mit inneren Prozessen. Es ist der Ort, an dem du schriftlich nachdenken kannst: Gedanken sortieren, sich selbst besser kennenlernen, Überblick und Einblick gewinnen, Veränderungen anstoßen.
Das Tagebuch
Tagebuchschreiben ist keine neue Erfindung, ganz im Gegenteil. Logbücher und Geschichtschroniken gibt es schon ewig. Im 18. Jahrhundert erlebten Reisetagebücher einen wahren Boom – vielleicht war es das Instagram der damaligen Zeit. Spätestens dann gehörte es auch unter Schriftstellern und Autorinnen zum guten Ton. Thomas Mann, Franz Kaftka, Virgia Woolf … wer etwas auf sich hielt, schrieb Tagebuch. Nicht zwingend waren die Tagebücher bekannter Persönlichkeiten gehaltvoller oder bahnbrechender als die von Normalsterblichen.
Tatsächlich werden heute auch ganz normale Tagebücher gesammelt. Ich habe jetzt erst gelernt, dass es sogar ein Deutsches Tagebucharchiv gibt.
Tagebücher faszinieren Historiker, weil sie ganz persönliche Blicke in vergangene Zeiten erlauben und echtes Leben jenseits von Zahlen und Fakten sichtbar machen. Darum schert man sich als Schreiber recht wenig. Für uns sind sie eine Möglichkeit, sich der Flüchtigkeit des Augenblicks entgegenzustellen. Man erlebt intensiver, weil man besser beobachtet und man vergisst weniger, weil man es aufschreibt.
Später in den Momenten vergangener Jahre zu blättern, sorgt sicher für Nostalgie, manchmal für etwas Befremden, manchmal für Faszination und oft für Dankbarkeit. Im Rückblick entfaltet sich die eigene Geschichte.
Das Journal
Aber was ist jetzt mit dem Journal? Das ist vergleichsweise jung.
Erst in den 60er Jahren kam das sogenannte „Journaling“ auf. Dr. Ira Progoff, ein New Yorker Psychologe, hat es entwickeln und bot Workshops und Kurse an. In den 70ern hatte es so weite Kreise gezogen, dass erste Anleitungsbücher zu dieser neuen Form des Schreibens erschienen und eine breitere Öffentlichkeit darauf aufmerksam wurde.
Von Anfang an ist diese Art des kreativen oder expressiven Schreibens darauf angelegt gewesen, Dinge zu verarbeiten, Stress abzubauen, Seelenhygiene zu betreiben und sich selbst besser zu verstehen.
Mittlerweile hat das Schreiben wie vorher schon die bildende Kunst oder Musik Einzug in Therapieformen gehalten und deswegen gibt es sehr interessante Forschungen über die Effekte und Möglichkeiten, die es bietet.
Für ganz normale Alltagsschreiber ist Journaling ein wunderbares Mittel, um persönlich zu wachsen. Dadurch, dass man Gedanken aus dem Kopf aufs Papier bringt, schafft man die Möglichkeit, sie betrachten und verarbeiten zu können und sich vieler Dinge überhaupt erst bewusst zu werden.
Ist das wichtig?
Ist es wichtig, die Begriffe fein säuberlich zu trennen? Nein. Ich nutze sie auch oft synonym und im Zweifel tut es der Oberbegriff Tagebuch oder Tagebuchschreiben.
Was du dir aber mitnehmen kannst: Du kannst bewusst die Schreibform für dein Tagebuch wählen und herausfinden, was du möchtest: Willst du Momente festhalten und Erinnerungen sammeln? Oder möchtest du im Grunde deine Gedankenwelt sortieren, innere Prozesse sichtbar machen und persönlich wachsen?
Das ist keine Entweder-oder-Frage. Du kannst das eine tun und musst das andere nicht lassen, aber es wird deinem Schreiben guttun, wenn du vorher weißt, wohin es gehen soll.
Was liegt dir näher: Tagebuch oder Journal? Oder mischt du beides?
Hier findest du übrigens einen Test, mit dem du mehr darüber herausfinden kannst, welche Formen des schreibens am besten zu dir passen: Welcher Schreibtyp bist du?
Guten Morgen,
für mich ist Journalen, gleichzeitig Tagebuch schreiben.
In meinem Tagebuch notiere ich nicht nur Erlebnisse, ich sortiere meine Gedanken und Gefühle.
Schreibe auch mal Listen rein, zum Sortieren meiner Gedanken.
Mache sichtbar, was meine Wünsche, Ziele und Träume sind. Aber auch was ich daraus mache.
Gleichzeitig für ich eine Bullet Journal, was für mich eine reines Sortieren von Erlebtem, bez. von Aufgaben und Erledigen ist.
Von Daten und Fakten, aber für mich auch Kreativitätsfördernd.
In meinem BuJo versuche ich möglichst kreativ zu sein.
Das Anlegen eines neuen Monats ist bei mir meist sehr zeitaufwendig.
Ein kurzes Festhalten von Gefühlen, durch Stimmungs Trackern, von Zielen,
neue Gewohnheiten zu entwickeln, zu fördern.
Hier nutze ich persönlich auch den Raum um kleine Bilder (Duddels)zu zeichnen, Handlettering zu üben. Farben und Stifte zu testen.
Im Journal/Tagebuch schreibe ich fast nur mit Kugelschreiber, Selten benutze ich hier mal Farbe.
Mir ist diese Trennung wichtig.
Gefühle und Strukturen übersichtlich zu halten und das funktioniert bei mir am Besten mit diesen Zwei verschiedenen Methoden.
Wobei ich mir auch schon manches Mal gewünscht habe, ich würde meinen Gefühlen auch im BuJo mehr Raum geben.
Liebe Grüße Rena
Wichtiges Thema. Danke für den Input. Eine Anmerkung kann ich mir nicht verkneifen: Dr. Ira Progoff ist ein Mann, Psychptherapeut und seine Herangehensweise hat er zur Anwendung in der Traumatherapie entwickelt. gglg und weiterhin viel Erfolg beim journaln
Vielen Dank für den wichtigen Hinweis! Das habe ich im Artikel korrigiert.
Liebe Grüße
Anne