Meine Fenster müssten dringend wieder geputzt werden. Und wenn die Sonne in diesem ganz bestimmten Winkel in die Wohnung scheint, den sie jetzt im Frühling hat, sehe ich Dinge, die ich nie sehen wollte. Spinnweben, Wollmäuse, Flecken und Flusen, die wie aus dem Nichts auftauchen und sich scheinbar täglich vervielfältigen. Naja, vielleicht habe ich sie vorher auch einfach nicht gesehen.

“Frühjahrputz!”, schreit mir meine Wohnung zu. Ich fürchte, sie hat recht.

Aber es ist nicht nur meine Wohnung, die einen Frühjahrsputz gut vertragen könnte. Auch mein Innenleben könnte etwas Entrümpelung gebrauchen. Kopf, Seele, Herz – auch dort sammelt sich immer wieder Zeug an, über das ich stolpere.

Aber kann man seinem Kopf überhaupt einen Frühjahrsputz verpassen? Und wenn ja, wie soll das denn funktionieren? Das schauen wir uns genauer an.

Wir haben alle ein Gerümpel-Abo

Wenn du gerade tiefenentspannt und absolut im Reinen mit dir bist, brauchst du keinen inneren Frühjahrsputz. Bei dir läufts gerade (du darfst was anderes lesen). Wenn du aber gerade das Gefühl hast, dein Inneres ist irgendwie zugestellt, du fällst über Kisten, die rumstehen, und dir hängen Spinnweben ins Gesicht – im übertragenen Sinne natürlich – bist du hier völlig richtig und in bester Gesellschaft.

Erstmal: Das ist normal. Du kannst ein noch so ausgeglichenes Naturell haben oder dein Leben meistens im Griff (aber wer hat das schon), jeder von uns muss immer wieder sein Inneres sortieren. Das scheint eine Naturkonstante zu sein.

Das Leben enthält nämlich ganz automatisch auch ein Abo für eine Überraschungskiste, die dir immer wieder Zeug ins Haus liefert. Manchmal sind echte Schätze dabei, manchmal ist es Gerümpel, das dir den Blick nach außen versperrt. Und manches gammelt sogar und macht jegliche Aufenthaltsqualität zunichte.

Die Bestandsaufnahme

Wie sieht es bei dir gerade aus?

Die Bestandsaufnahme ist der erste Schritt für den Frühjahrsputz im Kopf. Natürlich kann man sich auch da in Aktionismus stürzen und erst mal die Besteckschublade sortieren. Das bringt aber nicht so viel, wenn parallel die Tapete von der Wand fällt.

Bevor du also überlegst, was du alles ändern willst, schau erst mal nach, was überhaupt da ist.

Für deine Bestandsaufnahme brauchst du ein bisschen Ruhe und etwas zu schreiben. Mach dir ein Getränk, das du gern magst. Lass deine Gedanken durch die letzten Tage und Wochen wandern. Was beschäftigt dich, was besorgt dich, wie ist dein Gemütszustand zurzeit?

Greif dir einen Gedanken raus und fang an zu schreiben. Und schreib immer weiter über “Wie geht es mir eigentlich gerade?” Schreib so lange, bis du dich leergeschrieben hast oder dir die Hand wehtut. (Diese Art von Schreiben funktioniert am besten, wenn man mit der Hand schreibt.)

Aussortieren, abstauben, loslassen, vergeben

Nach deiner Bestandsaufnahme siehst du schon ein bisschen klarer, und hast einen ersten Überblick. Und das allein ist richtig viel wert. Wenn man nämlich im Stress- oder Chaostunnel steckt, weiß man oft überhaupt nicht, was in einem vorgeht und wie es einem gerade geht.

Im nächsten Schritt überlegst du dir – wie beim Frühjahrsputz auch – was du mit den Dingen machst, die du gefunden hast.

Vielleicht hast du ein paar richtig schöne Stücke entdeckt, die aber viel zu weit hinten stehen und Staub angesetzt haben, weil du sie im Alltag nicht benutzt?
Ein Talent vielleicht oder etwas, das du gern tust, oder diese Sache, die dir Freude macht – aber du bist schon ewig nicht mehr dazu gekommen, das auch zu tun.

Vielleicht fehlt auch etwas. Trotz der vielen Dinge, die du gefunden hast, ist nicht alles da, was du brauchst. So als hättest du zwar einen tollen Esstisch, aber leider keine Stühle.

Und vielleicht liegt Zeug herum, über das du immer wieder stolperst. Oder Kisten, die dir nicht nur Platz wegnehmen, sondern sogar das Fenster zustellen. Oder Dinge, die du schon vor Jahren ausrangieren wolltest.
Blöde Gewohnheiten? Den einen dummen Kommentar, den dir jemand vor Wochen an den Kopf geknallt hat? Die Sache, die du selbst in den Sand gesetzt hast?

Was kannst du jetzt rauschmeissen und loslassen?

Vielleicht darfst du hinter manches einen Punkt setzen. Fertig – brauchst du nicht mehr. Vielleicht lässt du anderes in kleinen Schritten los. Vielleicht braucht es an anderen Stellen Vergebung (deine oder die von anderen).

Ostern ist übrigens eine wunderbare Zeit für Vergebung und Neuanfänge. Aber auch wenn nicht gerade Ostern ist, kannst dich jetzt daran erinnern lassen, dass jederzeit ein Neuanfang möglich ist.

Durchatmen, durchwischen, Raum lassen

Manchmal geht der Teil mit dem Loslassen und Durchsortieren schnell und man kümmert sich nur um Spinnweben und Wollmäuse. Manchmal findest du vielleicht Kisten, die bis oben vollgepackt sind mit Müll und die du alleine gar nicht schleppen kannst (such dir Untersützung).

Vielleicht hast du nur ein kleines Eckchen für dich sortiert. Auch das ist super.

Wo auch immer dein Frühjahrsputz etwas Frische hineingebracht hat: Genieße diesen “Nachher-Moment”, in dem auf einmal Raum entstanden ist, der sich ein bisschen leichter und luftiger anfühlt. Wie frisch durchgewischt oder wie geputzte Fenster: Auf einmal gibt es wieder einen Ausblick.

Neues säen

Und jetzt, jetzt kannst du überlegen, ob du es dem Frühlings gleichtust und etwas Neues aussäst. Vielleicht hast du dich bei deiner Bestandsaufnahme daran erinnert, dass du etwas vermisst. Dass du dich nach etwas sehnst oder etwas verändern möchtest. Dann packe es an.

Probiere etwas aus. Gehe einen kleinen Schritt. Säe kleine Samen aus. Und dann beobachte gespannt, wie aus kleinen Samen etwas wächst. Genauso wie du es im Frühling in der Natur immer und immer wieder beobachten kannst.

Schreiben kann wirklich etwas verändern!

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