Dein Wort fürs neue Jahr

Wie viele der guten Neujahrsvorsätze hast du in deinem Leben tatsächlich durchgezogen? Wenn ich bei mir nachzähle, sind das … nicht sehr viele. Statistisch liege ich damit voll im Trend, denn die meisten guten Vorsätze werden schon schon nach wenigen Tagen in den Wind geschossen. Und mal ehrlich, nach diesem Jahr steht mir fürs neue der Sinn auch nicht unbedingt nach noch mehr Herausforderungen, die meine ganze Willenskraft und Entschlossenheit brauchen. Aber Mut oder Hoffnung oder ein beflügelnder Gedanke, das würde ich nehmen.

Wie wäre es also, wenn wir die guten Vorsätze überspringen und uns stattdessen von einem Wort durchs Jahr begleiten lassen?

Ein Wort ist viel besser als Listen mit Dingen, die du verändern möchtest oder solltest. Dein Wort kann zum Fixpunkt werden, den dein innerer Kompass ansteuert, es ist dein Jahresmotto, ein roter Faden, an dem du deine eigene Geschichte in den kommenden Wochen und Monaten ausrichten kannst.
Was es mit diesem Jahreswort auf sich hat und wie du es findest, darum geht es in diesem Beitrag.

So findest du dein Wort fürs Jahr

Viele suchen sich als Jahreswort einfach aus einer Liste mit gut klingenden Begriffen etwas Hübsches aus. Das kann man machen, allerdings vertut man damit eine Chance, im eigenen Leben wirklich etwas zu bewegen. Bevor du überhaupt an passende Wörter denkst, kommt ein anderer Schritt: Du brauchst eine Vision.

Am Anfang steht die Vision

Zugegeben, „Vision“ klingt ein bisschen nach Motivationschoach. Aber eigentlich steckt dahinter eine ganz kindliche Frage: Wer möchtest du mal sein, wenn du groß bist? Auch wenn du vermutlich schon groß bist …

Stell dir vor, du bist die Hauptperson in einer Geschicht, die du schreiben oder erzählen möchtest. Wie soll diese Person sein? Was macht sie aus, wie handelt oder reagiert sie? Wie ist ihr Charakter?

Ein Wort fürs Jahr suchen

Jetzt ist eine gute Zeit, um dein Tagebuch oder Notizbuch zur Hand zu nehmen und eine oder zwei Seiten lang über diese Frage nachzudenken und diese Person zu beschreiben.

Dabei geht es nicht um Äußerliches oder ein bestimmtes Verhalten, sondern um dich, deinen Charakter, dein Herz. Wer möchtest du sein – in einem Jahr, in fünf oder zehn oder am Ende deines Lebens?

Wörter sammeln

Der erste Teil war intensiv – aber wenn du dir wirklich Gedanken gemacht hast und die Antworten auf die Fragen oben aufgeschrieben hast, steht die Basis für dein Wort des Jahres bereits.

Ziehe aus deiner Beschreibung Wörter oder kurze Aussagen und schreibe sie auf eine Liste. Da können dann Dinge stehen wie „reagiert gelassen, ist freundlich, setzt Grenzen …“. Du musst dich an dieser Stelle nicht einschränken, schreib alles auf die Liste, was die Person, die du sein möchtest, auszeichnet.

Die Liste ausdünnen

Wenn du mit deiner Liste fertig bist, darfst du großzügig streichen. Lies alles noch einmal durch. Was nichts in dir zum Klingen bringt, wird gestrichen. Nach dieser Runde sollten höchstens 10 Wörter auf der Liste bleiben (oder weniger).

Jetzt ist es an der Zeit, mehr über deine Wörter herauszufinden. Nimm dir die Begriffe nacheinander vor und beschäftige dich mit ihrer Bedeutung. Du kannst in Wörterbüchern nachschlagen oder nach Synonymen suchen.

Wenn du eine Bibel hast, dann lass dich davon inspirieren, schlage Verse nach oder nutze eine Konkordanz, um den Begriffen eine geistliche, eine Glaubensebene zu geben.

Arbeite mit deiner Jahreswort-Liste. Streiche Kandidaten, wenn dir die tieferen Bedeutungen der Begriffe nicht passend erscheinen. Ändere Wörter oder Begriffe, wenn du auf etwas stößt, dass die Aussage noch besser auf den Punkt bringt.

Nach dieser Phase wird sich deine Liste schon deutlich verändert haben.

Das eine Wort auswählen

Du hast mittlerweile einige vielversprechende Kandidaten auf deiner Liste. Lass sie ein wenig nachklingen, bevor du dich entscheidest.

Es gibt diesen leicht antiquierten Ausspruch „etwas im Herzen bewegen“ (diese Redewendung stammt übrigens aus der Weihnachtsgeschichte). Ich mag diesen Ausdruck. Du trägst ein paar Gedanken mit der herum, nimmst dir etwas Zeit, um über sie nachzudenken, dich mit ihnen zu beschäftigen, ohne jedoch eine schnelle „Lösung“ herbeiführen zu wollen. Die Wörter werden dich für eine kleine Weile begleiter. Du kannst darüber meditieren, du kannst darüber beten.

Überlege, welche Auswirkungen es auf dein Leben hätte, wenn dieses oder jenes Wort dein Ratgeber würde.

Und dann entscheidest du dich. Für ein Wort.

Vielleicht leuchtet aus deiner Liste ein Wort ganz besonders hervor, vielleicht schwankst du zwischen zwei oder drei Wörtern. Entscheide dich trotzdem für eins.

Für alle Perfektionisten: Das ist keine Raketenwissenschaft. Du musst nicht das perfekte Wort finden und es ist auch keine Entscheidung fürs Leben. Dieses Wort soll dich nur durch dieses Jahr begleiten.

Wie geht es weiter?

Glückwunsch, du hast dein Jahreswort gefunden! Und was jetzt?

Jahreswort im Bilderrahmen

Sorge dafür, dass du es regelmäßig vor Augen hast und du dich selbst immer wieder daran erinnerst. Umgib dich damit. Schreib es auf das Cover deines Tagebuchs, auf deine Kaffeetasse, gestalte eine Karte für deinen Schreibtisch …

Mach das Wort zum Teil deiner Tagebuch-Routine

Das schönste Jahresmotto nutzt nichts, wenn es schon im Februar keine Rolle mehr spielt. Als Journaler und Tagebuchschreiber bist du hier klar im Vorteil.

Beziehe dein Wort einfach ins Tagebuchschreiben ein. Es soll schließlich eine Spur in diesem Jahr hinterlassen. Hier sind ein paar Ideen, wie das funktionieren kann:

  • Denke in Abständen immer mal wieder über dein Wort nach. Schreibe auf, was dir Neues aufgefallen ist oder was du dadurch über dich selbst gelernt hast.
  • Formuliere eine Journal-Frage, die du regelmäßig aufgreifen kannst, um zu schauen, was sich getan hat.
  • Schau dir deinen Alltag durch die Brille deines Wortes an. Wie passt das, was du erlebt hast, mit deinem Jahresmotto zusammen?
  • Sorge für eine wöchentliche Erinnerung oder schreibe regelmäßig kleine Wochenrückblicke, in denen du die Erfahrungen und Fortschritte mit deinem Wort festhälst.

Du brauchst keine lange Liste mit Dingen, die du im neuen Jahr verbessern solltest. Stell das Jahr unter ein Wort, das dich begleitet und als Persönlichkeit wachsen lässt. Und dann schau, was passiert.

Du hast dein Jahreswort gefunden? Teile es einfach in den Kommentaren und lass dich von dem inspirieren, was andere gewählt haben.

P.S. Du bist neugierig, wie mein Wort lautet? Im nächsten Newsletter verrate ich es dir.


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  1. Ich denke mein Wort ist "Kreativität". Meine Vision ist eigentlich schon recht klar und dennoch in großer Ferne. Ich hoffe, dass ich ihr 2021 ein ganzes Stück näher kommen kann.
    Die Idee mein Wort des Jahres nochmal zu visualisieren und mich damit zu umgeben, find ich klasse. Das werd ich ausprobieren. Danke für den Tipp.

  2. Ich glaube mein Wort für 2022 wird „ICH“
    Nach dem ich 2 ziemlich bescheidene Jahre hinter mir habe, gekrönt durch die Trennung und den Betrug meiner Ex-Frau stelle ich mich im nächsten Jahr selbst in den Mittelpunkt. Egal was ich tuen werde, es soll mir nützen und mich weiter bringen.
    Ja das „ICH“ fühlt sich richtig und gut an.

    1. Vielleicht führt dich dein Wort „ich“ ja auch weiter zu dir selbst, zu dem, der du bist und sein willst. Ich wünsche dir auf alle Fälle, dass das nächste Jahr viel, viel besser wird als die letzten beiden.

  3. Hallo, liebe Anne!

    Da ich im Dezember Geburtstag habe, mache ich mir zeitgleich Gedanken über mein neues Lebensjahr und das Neue Jahr. Und dieses Mal ging es ganz schnell, das Jahreswort 2022 kam wie angeflogen.
    ZUFRIEDENHEIT
    Mir gefällt, das darin das Wort Frieden steckt. Und dieser Frieden wird mir "zu" getragen. Durch einen Impuls aus einem Buch habe ich mir nun ein Kärtchen gemacht und trage das Wort mit mir herum. Mit dem Ansinnen, um diese Zufriedenheit zu ringen, und sie mir von Gott immer und immer wieder zu erbitten.
    Ich bin ganz begeistert und wirklich gespannt, was sich am Ende des Jahres 2022 getan hat.
    Hab' du sehr herzlichen Dank für deine tollen Impulse!!
    Nun freue ich mich auf dein Wort und grüße dich von Herzen,
    Petra Höfker

    1. Liebe Petra,
      wenn man im Dezember Geburtstag hat, hast du ja tatsächlich einen doppelten Jahreswechsel. Ich wünsche dir alles Gute und Gottes Segen zum Geburtstag (nachträglich oder etwas vorgegriffen :-)). Zufriedenheit ist auch ein tolles Wort und ich mag die Gedanken, die du dir dazu gemacht hast. Ich wünsche dir, dass du richtig gute Dinge mit deinem Wort erlebst!
      Ich bin noch nicht ganz fertig mit meiner Wortsuche und habe mir nächste Woche ein bisschen Zeit dafür eingeplant. Ich bin selbst noch gespannt, was es wird.
      Liebe Grüße
      Anne

  4. Liebe Anne,

    ich bin neu in deinem Kreis und freue mich darüber. Ich schreibe schon seit Jahren – mal mehr, mal weniger. Hauptsächlich kleine Texte, Kurzgeschichten und manchmal versuche ich, mich mit Lyrik zu beschäftigen. Tagebucheinträge habe ich immer mal wieder geschrieben aber nie so richtig durchgehalten. Ich finde mich daher in deiner Beschreibung wieder. Das Leben kommt mir regelmäßig dazwischen und das ärgert mich oftmals. Ich bin eine Perfektionistin und das ärgert mich noch viel mehr, weil es mich oft ausbremst. Daher fiel mir sehr schnell mein Wort des Jahres 2022 ein: Gelassenheit.
    Ich möchte endlich mal das genießen, was ich mache. Es so zu nehmen, wie es ist. Wenn ich nur kurz Zeit dafür habe, mich trotzdem darüber zu freuen und mich nicht gehetzt zu fühlen, um mich dann darüber zu ärgern, dass ich nicht viel Zeit hatte oder habe.

    Ich drücke mir selber die Daumen, dass ich das Wort Gelassenheit nicht nur aufschreibe, sondern es auch praktiziere.

    Ich wünsche dir und allen anderen die diesen Eintrag lesen werden schöne Weihnachtstage und einen gelassenen Einstieg ins neue Jahr!

    Liebe Grüße
    Sabine

    1. Liebe Sabine,
      ein ganz herzliches Willkommen in dieser Runde, wie schön, dass du dabei bist!
      Gelassenheit ist ein wunderbares Wort. Ich wünsche dir, dass es dir viele gute Impulse gibt. Und dass du es auch gelassen siehst, wenn es mal nicht so gut klappt mit der Gelassenheit 🙂
      Liebe Grüße
      Anne

  5. Liebe Anne, ich danke dir für die wertvolle Hinführung zum Wort des Jahres. War mir sehr hilfreich und ich habe recht schnell

    LEBENDIG VERWURZELT

    für mich entdeckt. Ich möchte mich mit meinen Glaubens- und Lebenswurzeln in meinem Leben beschäftigen, mich noch mehr durch und von Gott nähren lassen und schauen, was daraus wachsen möchte, was lebendig(er) werden möchte.

    Und ich freue mich auch auf weitere Impulse zum Schreiben von dir, denn das Tagebuch-schreiben steht wieder ganz oben auf meiner Tagesliste 🙂

    Ich bin ganz dankbar, dich entdeckt zu haben! Eine schöne Führung im letzten Jahr!

    1. Das freut mich sehr, dass ich dir mit dem Artikel helfen konnte. Ich wünsche dir, dass dich deine Worte in diesem Jahr immer wieder ermutigen und du tatsächlich entdeckst, was daraus wachsen möchte 🙂 Wie schön, dass du hier mit dabei bist!

  6. Hallo Anne,

    ich glaube mein Wort für 2022 wird "Mut". Der Vers der mich zu diesem Wort geführt hat ist: "Denn ich bin der Herr, dein Gott, der deine rechte Hand faßt und zu dir spricht: Fürchte dich nicht, ich helfe dir! Jes 41,13. Das Wort Mut bedeutet Zuversicht und wenn wir Jesus haben, dann haben wir Zukunft und Hoffnung. – Das Wort Mut steckt aber auch in Sanftmut und Demut und auch das ist mir ein großes Anliegen in meinem Leben,- es hat nichts mit "Duckmäuserhaftigkeit" zu tun, sondern ist eine innere Stärke..

  7. Liebe Anne,

    auch dieses Jahr mach ich gerne mit großer Freude mit bei dem Wort des Jahres!

    Mein Wort des Jahres ist: "Vertrauen" – Meine Zeit steht in deinen Händen, Psalm 31, 16a

    Nelly

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