In den letzten Wochen habe ich einige handgeschriebene Karten und Nachrichten bekommen, die mich sehr berührt haben. Ist es nicht verrückt, dass in Zeiten, in denen wir ständig und auf den unterschiedlichsten Kanälen kommunizieren, solch eine aus der Zeit gefallene Form wie ein persönlicher Brief plötzlich eine ganz neue Bedeutung bekommt?
Lass uns übers Briefeschreiben reden. Was macht es so besonders? Und welche Briefe solltest du wenigstens einmal in deinem Leben geschrieben haben?
Was einen Brief so besonders macht
Ein Brief ist fast so, als würde man persönlich bei jemandem an die Türe klopfen.
Du kannst E-Mails verschicken, Direktnachrichten senden oder Sprachnachrichten (aber warum man Letzteres tun möchte, hat sich mir bis heute nicht erschlossen). An die Bedeutung eines echten Briefes kommt alles nicht heran. Warum ist das so?
Ein Brief hat Gewicht. Du schickst immer Wertschätzung mit, ob es dir bewusst ist oder nicht. Wenn du einen Brief öffnest, weißt du, dass sich jemand Zeit genommen hat, um mit der Hand zu schreiben – was viel langsamer geht. Auf Papier – das du anfassen kannst. Und alles mit der Post verschickt hat – was Porto kostet.
Du wählst die Worte mit Bedacht, überlegst dir, was du eigentlich ausdrücken möchtest. Du formulierst bewusster, weil du mit der Hand langsamer schreibst.
Einen persönlichen Brief bekommt man selten. Und Seltenes ist immer kostbar.
Für den Empfänger wird das Lesen viel persönlicher, weil du weit mehr mitschickst, als die reine Textinformation. Deine Handschrift sagt genauso viel – und vielleicht gibt auch das Briefpapier zusätzliche Hinweise auf den Absender. Ein guter Brief erzeugt beim Lesen das Gefühl, als würde man die Stimme des Absenders tatsächlich hören.
Und du hast etwas zum Anfassen. Ein Brief ist nicht flüchtig wie eine Reihe von WhatsApp-Nachrichten oder E-Mails. Schnell gelesen, schnell gelöscht. Der Brief ist realer, du kannst ihn wieder und wieder lesen, ihn in die Hand nehmen. Und Jahre später ist er zu einem Zeitzeugen geworden, zu einer Erinnerung, die du wiederentdecken kannst.
7 Briefe, die du wenigstens einmal im Leben schreiben solltest
Okay, Briefe sind etwas Besonderes. Aber was schreibt man denn?
Hier sind 7 Ideen, die du ausprobieren kannst. Aber Achtung: nicht alle sind zum Abschicken gedacht.
Ein Liebesbrief
Ich finde, jeder sollte irgendwann in seinem Leben einen Liebesbrief geschrieben haben.
Es gibt einen Stapel Briefe aus der Zeit, als der Mann und ich noch eine Fernbeziehung geführt haben. Das hat als spontane Idee begonnen (wir mögen beide Dinge, die ein bisschen altmodisch sind) und heute bin ich wirklich froh, dass wir diese besonderen Erinnerungsstücke „von damals“ haben. Das ist so viel schöner als ein Stapel ausgedruckter E-Mails.
Pro-Tipp: Man kann auch nach Jahren einer Beziehung noch Liebesbriefe schreiben. Vielleicht haben sie dann sogar eine noch größere Wirkung als am Anfang.
Ein Wutbrief
Dir hat jemand übel mitgespielt? Die Welt ist ungerecht und XYZ die größte Flachzange unter der Sonne? Lass es raus. Schreibe einen gepfefferten Brief, wenn du innerlich kochst und knalle der Person alle Dinge an den Kopf, die du schon immer mal sagen wolltest. Lasse so richtig Dampf ab!
Jetzt der wichtigste Teil: Nicht abschicken! Niemals. Unter keinen Umständen. Verbrenne ihn, vergrabe ihn oder zerreiße ihn. Wenn du am nächsten Tag noch immer wütend bist, schreibe einen neuen Brief und versuche das Ganze sachlich zu klären.
Ein Brief an jemanden, der dich geprägt hat
Vielleicht hast du diesen Satz schon gehört: Ich hätte ihm/ihr so gern noch gesagt, wie viel er/sie mir bedeutet …
Ich habe irgendwann beschlossen, dass ich diesen Satz nie sagen müssen will und lieber mein Herz auf der Zunge trage.
Weil es aber nicht immer einfach ist, in Worte zu fassen, wie sehr und warum man jemanden schätzt, ist Aufschreiben ein guter Weg. Je älter ich werde, desto mehr kann ich begreifen und schätzen, wieviel Gutes mir mit auf meinen Lebensweg gegeben wurde.
Solch einen Brief zu schreiben, macht unglaublich dankbar. Und ich weiß, dass er für den Empfänger ein Schatz ist.
Ein Ermutigungsbrief
Jeder macht mal schwere Phasen und Dürrezeiten durch. Eine Karte, ein handschriftlicher Gruß, eine kleine Notiz, die anfeuert und ermutigt, sind so, so wohltuend!
Ein „Vermächtnisbrief“ an jemanden, der nach dir kommt
Ich fühle mich noch lange nicht alt und erfahren genug, um einen „Vermächtnis“-Brief zu schreiben, aber ich möchte das später unbedingt mal machen. Wichtige Erfahrungen, die man im Leben gemacht hat, Lebensweisheiten, die wirklich trugen, wenn es darauf ankam. Erkenntnisse, die mir wertvoll geworden sind. Ob das ein kurzer oder langer Brief wird, das wird sich wohl noch zeigen.
Eine Gratulation
Geburtstagskarten sind toll. Aber Gratulationen zu weniger offensichtlichen Anlässen sind auch schön. Ein erreichtes Ziel, ein neuer Lebensabschnitt, etwas, das wirklich gelungen ist. Und ja, eigentlich könnte aus der Gratulation auch nur ein schriftliches Kompliment werden.
Ein Brief an dein zukünftiges Ich
Fast so gut wie eine Zeitreise: Schreibe einen Brief an die Person, die du später einmal sein willst. „Später“ kann in einem Jahr sein oder in 10 Jahren – den Zeitraum suchst du dir aus.
Stell dir vor, wie du dann bist oder sein willst und schreibe dieser Person. Erzähle, wie das Leben im Moment aussieht. Was dich beschäftigt, wie deine Pläne, Ziele und Träume aussehen, was du dir für deine Zukunft wünscht.
Verschließe den Brief und schreibe das Datum drauf, an dem du ihn öffnen und lesen willst. Jetzt brauchst du nur einen Ort, an dem du ihn in der Zwischenzeit aufbewahren kannst.
Das ist übrigens auch eine schöne Idee für Geburtstage oder Jahreswechsel. Fange am besten mit einem Brief an, den du in einem Jahr öffnen kannst. Und hinterlege eine Notiz in deinem Terminkalender, damit du es nicht vergisst.
P. S.
Und du? Welche Sorte Brief hast du zuletzt geschrieben? Oder gibt es eine Form, über du die gern mehr wissen möchtest? Schreib es in die Kommentare.