Weißt du, was ich letzten Sommer getan habe? Geschrieben. Eine Menge geschrieben.

Recht spontan entstand ein Buchkonzept, das den Leser 100 Tage lang mit Texten, Gedanken und Fragen zum Weiterdenken begleitet und Raum zum Weiterschreiben lässt. Ich hatte richtig große Lust auf dieses Projekt – aber ich hatte nicht viel Zeit dafür. Genauer gesagt hatte ich zwei Monate im Sommer, um 70+ knackige Texte zu schreiben. (Falls du dich wunderst, nicht alle 100 Tage haben einen Text-Impuls, über 70 aber schon.)

Nun schreibe ich gern und viel und habe eine gewisse Routine, trotzdem war das für mich eine Herausforderung. Ich brauchte wirklich viele Textideen und ich musste sehr konsequent schreiben. Vor beidem hatte ich Respekt.

Was ich aber an solchen klar umrissenen Herausforderungen mag: Ich kann ein kleines Experiment daraus machen und ausprobieren, wie ich am besten zum Ziel komme. Ganz nebenbei entstehen oft Erkenntnisse, die mir auch an anderer Stelle weiterhelfen.

Und tatsächlich habe ich durch dieses Projekt ein paar Dinge gelernt und manches ist mir ganz neu bewusst geworden. Was mir am meisten geholfen hat, habe ich dir in fünf Schreibtipps zusammengefasst.

Am Ende des Textes verrate ich auch, was ich eigentlich geschrieben habe …

Lege dir einen Ideenvorrat an

Den größten Respekt hatte ich davor, 70 unterschiedliche Themen und Aufhänger zu finden, die mich durch die Texte tragen. Nichts ist schlimmer, als schreiben zu müssen, aber keine Ahnung zu haben worüber.

Also habe ich mir zuerst einen Ideenpool geschaffen. Wann immer mir ein Thema oder eine Idee für einen Text kam, habe ich sie sofort dort festgehalten – meistens mit ein paar Stichpunkten, worum es gehen soll, damit ich auch später noch aus meinen Notizen schlau werde.

Ich habe meinen Ideenpool online angelegt, damit ich sowohl vom Laptop als auch unterwegs vom Handy aus darauf zugreifen konnte. Auch wenn ich sonst meine Notizbücher liebe, für umfangreiche Projekte, bei denen man jeden Geistesblitz nutzen will, greife ich meistens auf digitale, vernetzte Ressourcen zurück. Falls es dich interessiert: Ich nutze dafür Notion. (Das ist allerdings ein ziemlich komplexes Programm, das viel mehr kann, als Notizen festhalten – ein Dokument in einer Cloud tut es auch.)

Wann immer ich ein Zeitfenster zum Schreiben eingeplant hatte, konnte ich mir einfach eine der Ideen rausgreifen und sofort loslegen.

Reite die Inspirationswelle

Ich fand es extrem hilfreich, das Ideensammeln und das Schreiben voneinander zu trennen. Wenn du nämlich einmal im Brainstorming-Flow angekommen bist, schießen die Ideen manchmal wie Pilze aus dem Boden. Dein Gehirn ist im „Kombinieren, Sammeln, Assoziieren“-Modus, was etwas völlig anderes ist, als sich konzentriert in einen Text zu verbeißen.

Diesen Flow kann man nicht erzwingen. Man kann sich Zeit für Ideen nehmen, aber manchmal quält man sich ein oder zwei Ideen ab und manchmal läuft es einfach. Diese Welle solltest du reiten.

Man hat mich in diesen Schreibwochen an den seltsamsten Orten stehen sehen und wie eine Irre in mein Handy tippen, damit ich keine Idee verpasse: mit dem Fahrrad in der Einkaufsstraße. Im Auto am Straßenrand parkend. Wenn das Gehirn Leerlauf hat, wird meins manchmal spontan kreativ.

Schalte den Kopf aus – beim ersten Entwurf

Normalerweise mache ich mir vorm oder beim Schreiben viele Gedanken, wie ich den Text strukturieren will, was genau ich rüberbringen möchte, ob und wie ich das möglichst verständlich formulieren kann etc.

Diesmal habe ich das, was ich sonst anderen gern predige, selbst angewandt: Shitty first drafts. Mut haben, richtig beschissene erste Entwürfe zu schreiben. Was nicht heißt, dass man auf Biegen und Brechen miserabel schreiben soll, sondern einfach raushaut, was im Kopf ist, ohne sich dabei gleichzeitig selbst zu lektorieren. Das fällt mir wirklich schwer – ist eine Berufskrankheit – und war deshalb ein richtig gutes Übungsfeld.

Das heißt übrigens auch nicht, dass der erste Entwurf mit dem Endresultat identisch ist. Danach kommen das Überarbeiten und der Feinschliff. Aber man hat dann schon eine Basis und bremst sich nicht selbst beim Schreiben aus. Außerdem entstehen durch diesen mutigeren „Drauf zu“-Schreibansatz manchmal Gedanken, die man sich sonst gar nicht aufzuschreiben getraut hätte.

Gestalte den Schreibprozess „nutzerfreundlich“

Bei der Softwareentwicklung und beim Erstellen von Webseiten stößt man früher oder später auf den Begriff UX-Design. Dahinter verbirgt sich die „user experience“ bzw. die Frage, wie nutzerfreundlich und intuitiv bedienbar ein Angebot ist.

Wie schafft man einen möglichst reibungslosen Ablauf bis zum Ergebnis x? Das ist die Frage, die sich Softwareentwickler stellen (sollten) und diese Frage habe ich mir auch bei meinem Schreibprojekt gestellt.

Wie lege ich dir Hürde möglichst niedrig? Wie kann ich mich am besten motivieren? Und wie schaffe ich im Kopf den Wechsel von Alltagsarbeit zu Schreibzeit?

Was mir am meisten gebracht hat, war der Wechsel des Schreibortes und ein anderes Schreibgerät. Ich habe meine 70 Texte nicht an dem Schreibtisch geschrieben, an dem ich sonst arbeite, sondern mir ein Tablet (mit externer Tastatur) geschnappt und bin je nach Wetter und Laune mal an einen anderen Tisch umgezogen oder habe draußen im Garten geschrieben.

Außerdem motiviert es mich, wenn ich meinen Fortschritt visualisieren kann. Strichlisten, etwas abkreuzen, Balkendiagramme – klingt zwar albern, funktioniert bei mir aber.

Es ist erstaunlich, welche Auswirkungen schon kleine Veränderungen haben. Wann immer du das Gefühl hast, dass es bei einem deiner Vorhaben hakt: Frag dich mal, wie du die „user experience“ verbessern kannst.

Routine schlägt Inspiration

Wenn du einen genialen Text schreiben willst, der dein großer Wurf wird – dann kannst du es dir vielleicht erlauben zu warten, bis die Inspiration zuschlägt und dich die Muse küsst.

Wenn du eine Menge Text schreiben willst/musst, kommst du mit dem Ansatz nicht weit. Du brauchst ein System und du brauchst eine Routine (und ja, am Anfang durchaus ein bisschen Selbstdisziplin).

Dein Ideenpool und die Frage, wie du den Prozess so nutzerfreundlich wie möglich gestalten kannst, helfen enorm. Aber trotzdem musst du dich regelmäßig hinsetzen und schreiben.

Und das sage ich als jemand, der sich nicht für besonders diszipliniert hält.

Ich breche meine großen Ziele dann auf Wochen- und Tagesziele herunter. So weiß ich genau, wie viel ich schaffen muss, um rechtzeitig fertig zu werden. Und tatsächlich habe ich an manchen Tagen einfach mehr geschrieben, wenn es gerade lief, um mir einen Puffer für „Heute geht irgendwie gar nichts“-Tage zu schaffen.

Schreiben lernst du nur durchs Schreiben. Und an der Stelle schlägt Routine die Inspiration. Immer.

Fazit

Habe ich es geschafft? Ja. Es war ein Ritt. Es hat mich positiv herausgefordert und das Schreiben hat mir gutgetan, weil ich mich konsequent mit Themen rund um Gnade und Hoffnung beschäftigen konnte.

Trotzdem war ich ein bisschen erleichtert, als ich den letzten Text auf meiner Liste abgehakt hatte.

Und falls du dich fragst, was ich da eigentlich geschrieben habe: 100 Tage Grace & Hope. Das Buch ist mittlerweile erschienen.


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